Season II
Laue Luft wankt in mein Zimmer
raunt vom Ort, wo ich gewohnt,
altes Märchen, das mich immer
pünktlicher besuchen kommt
So weit, ganz weit fliegt meine Seele
so frei nimmt sie sich vorwärts aus
stößt dann an Stunden, die ich mühsam zähle
erlahmt
und weiss nicht ein noch aus...
Wenn das Jahresrad sich dreht,
zieht es mich mit nach hinten hin,
solange, bis mein Mund versteht
woher ich komme
was ich bin
Dieses Jahr dringt aus der Tiefe
das enge, alte Paradies
war hingelegt, als ob es schliefe
und harmlos ruhigen Atem blies
Erhebt sich jetzt grau wie die Geister
aus dünnen, graden Tagen waren
bald steig ich in den alten Kleister
bald dreh ich rückwärts meine Bahn
Der Schritt folgt stramm dem Duft der Tage
wie einer Droge, zwingend, stark
entscheidet sich selbst für die Plage
fürs warme Gestern, für den Sarg
Der Horizont türmt sich hoch auf
die Welt krempelt sich um konvex
nach oben fließt der Wasserlauf
der Mund schluckt seinen eignen Text
Ich lass mich los und fall sofort
in den lauen Sommerabend
von vor Jahren in den Ort,
den andere längst vergessen haben
erzählt von Fachwerkschlafgemächern
von Gassen, wo die Schritte hallen,
Schwalbennestern an den Dächern,
von süßer Ruh bei allen,
allem
Diese alte Welt greift an
sie ist mächtig wie ein Lied
ihr Henker legt mir Fesseln an,
die nur ein Eingeweihter sieht
Laue Luft wankt in mein Zimmer
raunt vom Ort, wo ich gewohnt,
altes Märchen, das mich immer
pünktlicher
besuchen
kommt
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